August Hermann Francke (1870-1930) verfasste über 170 wissenschaftliche Beiträge zum Thema Tibet. Sein spezielles Interesse galt den Lieder- und Geschichtssammlungen und Aufzeichnen mündlich überlieferter Dichtung Er widmete sich auch Steininschriften und der Archäologie. Seine bekanntesten Werke sind die 1907 erschienene ‚History of Western Tibet‘ und das in den Jahren 1914 und 1926 in zwei Bänden edierte Material zu seinen archäologischen Untersuchungen unter dem Titel ‚The Antiquities of Indian Tibet‘. In Anerkennung seiner Beiträge erhielt er 1911 in Breslau die Ehrendoktorwürde verliehen und bekam 1925 an der Universität Berlin den Lehrauftrag für Tibetische Wissenschaft. Er gilt damit als erster deutscher Professor für das Fach Tibetologie. Er gehörte zur Herrnhuter Brüdergemeinde. August Hermann Francke erkundete den Westhimalaya, wo er für über ein Jahrzehnt als Missionar der Herrnhuter Brüdergemeinde und als Wissenschaftler lebte.
Im Jahre 1909 begab sich Francke auf eine 2000 km lange, gefährliche Expedition durch einige der unbekanntesten, jedoch großartigsten und kulturell reichsten Regionen der Erde. Ziel war es, deren tausendjähriges buddhistisches Erbe aufzuspüren: den Westhimalaya. Zum ersten Mal in der Geschichte hielten er und sein Fotograf Babu Pindi Lal bizarre Landschaften, künstlerisch überwältigende Kulturstätten und faszinierende Gebräuche der lokalen Bevölkerung in Wort und Bild fest. Zu Francke, der 1896-1908 und noch einmal 1914 im West-Himalaya-Raum weilte, sind zahlreiche Schriften erschienen: Franckes eigene autobiographische Zusammenfassung, eingereicht für seine Habilitation (am 25.7.1922), kann im Archiv der Humboldt Universität, Phil. Fak., Nr. 1238, Mikrofiche Nr. 2 eingesehen werden.
Hahn, Michael, 1988 August Hermann Francke (1870-1930) und sein Beitrag zur Tibetologie. – In: Triebel, Johannes (Hg.): Der Missionar als Forscher : Beiträge christlicher Missionare zur Erforschung fremder Kulturen und Religionen. – Gütersloh : Gütersloher Verl.-Haus Mohn, S. 87-122
Walravens, Hartmut und Manfred Taube, 1992 August Hermann Francke und die West-Himalaya Mission der Herrnhuter Brüdergemeine. – Stuttgart : Franz Steiner Verlag (Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland; Supplement Bd. 34)
Siehe dazu auch die Ausstellung in St. Gallen.( noch bis 18. April 2010) M.P. meint: Sehenswert!!!!
Indiens Tibet – Tibets Indien, Das kulturelle Vermächtnis des Westhimalaya
Fotoquelle: ebenda
Beeindruckende Beschreibung Franckes in Hans-Windekilde Jannasch: „Erziehung zur Freiheit“, S. 103-113, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1970
Pingback: Herrnhuter Brüder-Unität: M.P. Auf Tibet Spuren | michael-polster.de
Pingback: Indiens Tibet - Tibets Indien im Völkerkundemuseum Herrnhut - Michael Polster