Bitterer Beigeschmack ist ausschaltbar – Forscher finden Bitterblocker für künstliche Süßstoffe

Potsdam (pte) – Erstmals ist es Wissenschaftlern gelungen, einen Blocker für Bitterstoffe zu finden, der bestimmte Geschmacksrezeptoren des Menschlichen anspricht. Dieser erlaubt es, unerwünschte Bitterkeit etwa bei den künstlichen Süßstoffen zu reduzieren. Das schreiben Forscher aus den USA und vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) in der Fachzeitschrift „Current Biology“. M.P.: Mensch Meier wenn das wahr ist! „Die Patentliteratur kennt schon einige Moleküle, die den Bittergeschmack unterdrücken. Während diese jedoch bloß unspezifisch sind, da sie auf sensorischen Tests basieren, konnten wir nun rezeptorspezifische Blocker finden und deren Mechanismus beschreiben“, berichtet Wolfgang Meyerhof, Leiter der Abteilung molekulare Genetik am DifE, gegenüber pressetext.

Dem Bitterempfinden ein Stück näher

Erreicht wurde dies, indem im Ausschlussverfahren mehrere tausend Substanzen auf die Fähigkeit getestet wurden, menschliche Sensoren für Bittergeschmack zu blockieren. Eine davon mit der Bezeichnung GIV3727 konnte in den Zellkulturen sechs von 18 dieser Rezeptoren stilllegen. „Es scheint durchaus möglich, eines Tages alle Rezeptoren zu blockieren. Erschwerend ist allerdings, dass hemmende Substanzen kaum nur einzelne Rezeptoren gezielt ausschalten, sondern kleine Gruppen von diesen“, so der Geschmacksforscher. Für die deutschen Forscher ist das Ergebnis ein Meilenstein für die Klärung des Beitrags einzelner Rezeptoren zum gesamten Geschmacksempfinden. Anders das Interesse der US-Partner, die aus der Industrie kommen. „Dem Aromahersteller Givaudan geht es vorrangig um die Ausschaltung von Bitterstoffen in Getränken, Nahrung oder Medikamenten. Die sichere Einstufung und Zulassung hat der gefundene Blocker bereits erhalten.“

Süßstoffe ohne störendem Beigeschmack

Es sei jedoch eine andere Frage, ob der Stoff auch bald zum Einsatz kommt. „Konsumentscheidungen hängen nicht allein vom Geschmack ab. Gegenwärtig ist der Druck groß, dass Lebensmittel möglichst keine chemisch erzeugten Stoffe enthalten sollen – und zwar teilweise völlig unabhängig von wissenschaftlichen Erkenntnissen über deren gesundheitliche Unbedenklichkeit“, bemerkt Meyerhof. Für die direkte Umsetzung gibt es zumindest schon zwei prominente Kandidaten. Denn unter den ausschaltbaren Rezeptoren befinden sich jene, die auf die Süßstoffe Saccharin und Acesulfam K ansprechen. „In höheren Konzentrationen entwickeln diese weit verbreiteten Substanzen einen bitteren Beigeschmack, für den manche Menschen besonders empfindlich sind. Dieser kann nun ausgeschaltet werden“, so der Potsdamer Forscher.

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