Fluchtpunkt Bahnhof

Der deutsche Bahnhof, oder genauer, der Badische Bahnhof, wie er in Basel genannt wird, hat eine wechselvolle Geschichte. Er gehört zum deutschen Bahnnetz; im Zugverkehr steht der Bahnhof unter der Verwaltung der Deutschen Bahn. Die Schweizerische Eidgenossenschaft schloss 1852 mit dem Grossherzogtum Baden einen Vertrag, der die Weiterführung der badischen Eisenbahnen über schweizerisches Gebiet sowie den Bau des Badischen Bahnhofs regelte. Die Nazis hatten den Bahnhof in den Jahren vor dem II. Weltkrieg heimlich in eine Art deutsches Aufmarschgebiet verwandelt. Er war Stützpunkt und Spionagenest zugleich. Der Bahnhof war damals das Schlupfloch für politische oder rassisch Verfolgte, denn die deutsche Polizei hatte nur eingeschränkte Befugnisse. Schweizer versuchten, damals möglichst viele Menschen ins Land zu holen – und nutzte zum Teil auch die komplizierten Strukturen rund um den Badischen Bahnhof, der als einziger der Welt nicht auf dem Territorium des Landes steht, zu dem er gehört. Nach Kriegsbeginn war das Bahnhofsgelände Sperrgebiet und hermetisch von der Schweiz abgeriegelt. Heute erinnert kaum etwas an diese bewegten Tage. Ganz in der Nähe, in der Gedenkstätte Riehen, hat ein Privatmann , – im Weichenwärterhaus – einen Ort des Erinnerns an diese Zeit geschaffen. Der ganze Schienenstrang durch Riehen gehörte – obwohl auf Schweizer Boden gelegen – zusammen mit diesem Haus der Deutschen Reichsbahn. Das gab dem Fluchtweg Riehen eine besondere Bedeutung. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Hintergrundinformationen zur Flüchtlingspolitik der Schweiz, authentische Berichte von Zeitzeugen und die Darstellung der besonderen Situation Riehens als Ort an der Grenze, leider fehlen Informationen und Hinweise auf die Vielzahl derjenigen Flüchtlinge und deren Schweizer Helfer, die aus politischen Gründen Nazideutschland verlassen mussten und auf die Solidarität von klassenbewussten Eisenbahnern diesseits und jenseits der Grenze angewiesen waren.

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