Der Regent Reting Rinpoche schrieb 1939 einen Brief an Hitler und Ernst Schäfer war der Überbringer des Schreibens, den der Empfänger nachweislich, incl. des Khatags, aber nie erhielt. Himmler und Canaris trieben damit eigene Politik. Damit wurde der Brief Anlaß für Spekulationen über die geheimen politischen Ziele der Expedition der Tibet-Expedition von Ernst Schäfer 1938/39. Es existieren zwei Übersetzungen des Briefes: die des Tibetologen Helmut Hoffmann (1912 – 1992) und die von dem Leipziger Tibetologen und Mongolisten Johannes Schubert (1896–1976), vom 12. Juli 1942, die 1995 in Umlauf kam (1). Der erst als Bibliothekar an der Leipziger Universitätsbibliothek, nach 1952 als Professor und Ordinarius am Ostasiatischen Institut der Universität wirkte. 1960 erhielt er in der DDR einen Lehrstuhl für Tibetologie. Er hatte Gelegenheit zu mehreren Reisen nach Ostasien, so nach China (März – August 1955), in die Mongolei (1957, 1959 und 1961) sowie nach Assam und in das Himalaya-Gebiet (Oktober 1958 – Januar 1959).
Helmut Hoffmann hatte 1937 in Berlin mit eine Arbeit über den Buddhismus promoviert. 1941 holte ihn Ernst Schäfer als wissenschaftlichen Referenten ins Sven Hedin Institut für Innerasienforschung im Ahnenerbe. Ab 1948 arbeitete Hoffmann dann als Lehrstuhlinhaber an der Münchner Universität bis 1968 im Institut für Indologie und Iranistik. 2008 umbenannt in „Institut für Indologie und Tibetologie“.
Es bleibt die Frage nach dem Inhalt der Übersetzung? Hat Schubert sein Übersetzung „angepasst, unkorrekt übersetzt und hinzugefügt?“, wie I. Engelhart meint, und bildet sie die Grundlage für den Beweis eine nazifreundliche Haltung der Tibeter und deren Affinität zu rassistischen Ideen? Oder wird Schubert nachträglich seine DDR-Vergangenheit zum Verhängniss? „Johannes Schuberts … trotz seiner NS-Belastung machte Schubert – offensichtlich ein solider Wissenschaftler und ein integrer Mensch – in der DDR Karriere; verständlicherweise wurden in dieser Zeit alle Hinweise auf nicht politisch korrekte Dinge aus der Biographie getilgt.“ (Helmut Walravens). Also nur ein „unverbindlicher höflicher Brief, tibetischer Briefliteratur?“ Wußten die Tibeter nicht was sie tun? – Ein Schelm der Böses dabei denkt?- Waren sie den Deutschen in die Falle gegangen?
(1): Der Brief des Reting in Schuberts Fassung ist bereits abgedruckt von Reinhard GREVE: „Tibetforschung im SS Ahnenerbe“, in: Thomas HAUSCHILD (Hrsg.): Lebenslust und Fremden-furcht. Ethnologie im Dritten Reich. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1995,168–199.)