Der Dalai Lama reist an die Grenze

Zum fünften Mal seit seiner Flucht aus Tibet besucht der Dalai Lama Tawang in Ost-Indien. Auf rund 3000 Metern Höhe gelegen ist Tawang bekannt für sein auf eine 400-jährige Geschichte zurückblickendes Lama-Kloster Galden Namgyal Lhatse. Es gilt als das größte buddhistische Kloster im heutigen Indien. Die Bergstadt nahe der Grenze zu Tibet ist militärstrategisch wichtig gelegen, da sich von dort ein schneller Zugang zur nordostindischen Assam-Ebene bietet. Hier im Bundesstaat Arunachal Pradesh -der Name Arunachal Pradesh stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Land der Berge in der Morgenröte“ – will er beten und lehren. Die 1000 Kilometer lane grenze, die Arunachal Pradesh von China trennen, sind ein umstrittenste Abschnitt, sie gelten als eine der brisantesten Konfrontationslinien in Asien. Nach Auffassung der chinesischen Regierung gehört das umstrittene Territorium zu den Kreisen Cona, Mêdog und Zayü in den Regierungsbezirken Shannan und Nyingchi des Autonomen Gebiets Tibet. Im Distrikt Tawang liegt der Geburtsort des sechsten Dalai Lama (1682 – 1706), wodurch die kulturelle Nähe und Verbindung mit dem tibetischen Kernland deutlich wird.

Die Mehrzahl der Völker, die Arunachal Pradesh bewohnen, waren bis ins 20. Jahrhundert hinein schriftlos und haben daher keine geschichtlichen Zeugnisse überliefert. Lediglich die Monba-Bevölkerung im tibetisch geprägten Tawang im Nordwesten Arunachals hat als ein Kleinfürstentum schriftliche Überlieferungen. Spätestens im 17. Jahrhundert, in der Zeit des 5. Dalai Lamas Ngawang Lobsang Gyatso, geriet die Region in die Machtsphäre der tibetischen Gelugpa-Schule und wurde von Lhasa aus kontrolliert. Nach dem Einmarsch der britischen Younghusband-Expedition nach Tibet,  ließen sich die Briten Tawang und die darin anschließenden Gebiete von den Tibetern abtreten. Dies wurde im Vertragswerk der – von der chinesischen Seite nicht ratifizierten – Shimla-Konferenz (1914) festgeschrieben. In der Folge formierten die Briten aus diesen Gebieten die so genannte Northeast Frontier Agency (NEFA), ein bundesstaatähnliches Territorium. Nach der Unabhängigkeit Indiens übernahm die indische Regierung auch die ehemaligen Ansprüche der Briten und bemühte sich um eine Integration der Region in den jungen Staat. Da hierüber kein Einvernehmen mit den Ansprüchen der VR China erzielt wurde, weitete sich der Konflikt im Oktober und November 1962 zum offenen Krieg aus. 1972 erhielt die ehemalige NEFA von Indien den Status eines Unionsterritoriums mit dem neuen Namen Arunachal Pradesh, der 1975 in einen Bundesstaat umgewandelt wurde. Da China seine Ansprüche auf den Raum nicht aufgegeben hat, betrachtet es diesen formellen Akt als illegal. Trotz Protesten aus China hatte der Dalai Lama  seinen fünftägigen Besuch begonnen. Der Besuch des geistigen Oberhaupts der Tibeter sorgt bei der chinesischen Regierung für Verstimmung. Indien betont dagegen, dass der dort im Exil lebende Buddhist als Gast jeden Teil des Landes besuchen könne.

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